Die entzauberte Welt... oder warum uns das nun alles auf den Kopf fällt!

Freilich, niemand von uns möchte sein Kind bei einer Bronchitis noch zur Kräuterfrau, anstatt zum Arzt, bringen. Kein Mensch möchte die Inquisition vor der Tür stehen haben, weil man einen Scherz über die Kirche gemacht hat.  Niemand möchte mehr seinen Lieblingshund für eine gute Ernte oder schönes Wetter einer launischen Gottheit opfern. Kopfschüttelnd kommentieren wir fundamentalistische, christliche oder islamische Gruppe, lachen über Menschen, die ihr Glück in den Sternen suchen oder an ein Leben nach dem Tod glauben. Nein, angesichts dieser Naivität freut sich der westliche Wohlstandsmensch an seiner schönen, neuen, wissenschaftlichen Welt. Keine Flecken mehr auf der Landkarte, alle Schätze geborgen, alle Rätsel gelöst... eigentlich sind wir schon da! Angekommen! Am Ziel...

Was aber, wenn wir die Naiven wären? Nichts wandelt sich so schnell wie die Wissenschaft und die Wirtschaft. Wir, die Krone der menschlichen Entwicklung? Ich glaube nicht. Ergebnisse aus Quantenphysik und Hirnforschung, die aktuelle Weltsituation und die sozialen Spannungen in den westlichen Gesellschaften lassen Böses ahnen. Eine Gesellschaft, die sich in dem Glauben wiegt, die Welt zu verstehen, lenken zu können... und dabei selbst gelenkt wird, von unsichtbaren Kräften, die wesentlich schlechter einzuschätzen sind, als ein Gott oder eine Göttin, eine Religion oder eine philosophische Richtung: Wer sammelt die Meldungen für die großen Nachrichtenagenturen? Wer zählt die Asylwerber nach, die nach Europa kommen? Oder kontrolliert die Lebensmittelindustrie? Wer sagt, dass eine Chemotherapie für alle Krebskranken die richtige Behandlung ist? Warum glauben wir, dass aus unseren Kindern nur etwas werden kann, wenn sie brav tun, was die Volksschullehrerin ihnen anschafft? Wer garantiert uns, dass die Banken auf unser Geld aufpassen, und nicht einfach damit spekulieren? Und, haben Sie schon einmal ein Vitamin in Ihrem Salat gesehen? Nein? Ich auch nicht... WIR sind eine Gesellschaft von Naiven, WIR glauben den Zeitungsmeldungen, WIR vergiften unser Essen, um dann zu kritischen Bioladenkunden und Veganerinnen zu werden, WIR machen unsere Kinder zu dick, um sie dann auf „Diätferien“ zu schicken... und alles im Dienste der Wissenschaft?! So aufgeklärt wie wir meinen, sind wir nicht. Wir sind nur leichter lenkbar geworden... wir haben uns von magischen Weltbildern und religiösen Werten befreit. Und wofür? Nur um nun jeder Brigittediät, jedem Facebooktrend und jeder politischen Propaganda auf den Leim zu gehen. Achtung! Achtung! Bitte schalten Sie Ihr Gehirn und Ihr Herz aus, denn jetzt kommen die Nachrichten im Fernsehen... die würden uns doch nie anlügen?

Warum eigentlich nicht? Und wer sind „die“?

Ich bin der Meinung, dass alles viel einfacher ist: Menschen ohne Werte und ohne Glauben an eine metaphysische Wirklichkeit sind leicht zu lenken: wer "mediale Informationen" für die Wirklichkeit hält, macht sich abhängig, darf nicht mehr auf seinen Verstand, sein Gefühl hören. Um up-to-date zu sein, muss dieser Mensch sein Leben nach den Informationen ausrichten, die man ihm zukommen lässt. Ängstlich schaut er auf seine „richtige“ Ernährung, sein „richtiges“ Aussehen und sein „richtiges“ Leben. Ängstlich beugt er sich dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diktat. Von Freiheit keine Spur mehr!

Dabei hat sich seit Jahrhunderten kaum etwas geändert: die Hexen, die Juden, die Ketzer, die Ungläubigen, und nun die Asylwerber... auch wenn wir uns für aufgeklärt halten, sehr weit haben wir uns nicht von unseren Vorfahren entfernt.

Vielleicht sollten wir uns wieder auf unsere eigene Fähigkeit zu denken und zu fühlen verlassen... und endlich akzeptieren, was schon Einstein wusste: da draußen sind unendliche viele Wirklichkeiten und Wahrheiten! Hören wir wieder mehr auf unsere Intuition und unser Gewissen... dann finden wir vielleicht zu der Wirklichkeit, die zu uns passt! Hören wir endlich auf, alles wissen zu müssen... fangen wir wieder an zu glauben und zu hoffen! Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin ein Freund der Wissenschaft! Aber die Wissenschaft ist - wie alle Dinge in der Welt, die von Menschen gemacht sind - fehlerhaft, vorläufig, relativ und vor allem: neutral! Die Chemie kann für die Medizin oder für Giftgasbomben eingesetzt werden. Ohne Ideale, ohne eine gute Vision, einen Glauben daran, dass wir es besser machen können, ist unsere, schöne, neue Welt wertlos. Glaube (,an wen oder was auch immer), Hoffnung und Liebe mögen kitschig klingen, sind aber sicherlich ein besseres "Kochrezept" für ein lebenswertes Leben, als Gewinnoptimierung und Altersvorsorge. In diesem Sinne: es bleibt spannend!

 

Ihr Michael Lippka