Zeitreise gefällig?

Lange Zeit waren Zeitreisen eine Sache für Science-Fiction-Filme oder Fantasy-Romane. Wie oft habe ich - als waschechter Geschichts-Nerd, der ich nun einmal bin - mir vorgestellt, ich könnte mit Vercingetorix um Alesia kämpfen oder Johannes Kepler bei der Verteidigung seiner Mutter im Hexenprozess von 1621 behilflich sein. Ja, 1621! Was muss das für eine aufregende Zeit gewesen sein? Seuchen, Kriege und Aberglaube - und das im neuzeitlichen Europa! Seuchen, Kriege und Aberglaube? Moment mal… das klingt doch plötzlich sehr vertraut. Richtig! Wir müssen gar nicht ins Jahr 1621 reisen, um zu wissen, wie sich die Menschen damals gefühlt haben. Seuchen, Kriege und Aberglaube sind wieder ein Teil Lebenswelten geworden… und zwar mitten in Europa. Eine Neo-Renaissance im Morgenrot der digitalen Neuzeit!

Ja, die Geschichte wiederholt sich… und nein… der Mensch lernt wirklich nichts dazu. Ich wage sogar zu behaupten, dass es der Mensch selbst ist, der diese (seine9 Geschichten immer und immer wieder selbst inszeniert und über sich und die gesamte Welt bringt. Lernen wir daraus zumindest, dass Alles zurückkehrt, wenn wir nicht achtsam sind….

Seuchen, Flüchtlinge zwischen den Fronten und was sich sonst noch so wiederholt...

Wien, Frühjahr 1679. In der Leopoldstadt treten erste Fälle einer schweren Erkrankung auf, die sich rasch auf die anderen Stadtteile ausbreitet. Bald ist klar: es handelt sich um die Pest. Obwohl überall die Angst vor der Seuche umgeht, fallen die sinnvollen Bemühungen von Ärzten wie Paul de Sorbait um die Umsetzung hygienischer Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie in der Bevölkerung weitgehend auf taube Ohren.

Und? Kommt Ihnen da etwas bekannt vor? Falls nicht, hier ein weiteres Beispiel:

Gallien, Sommer 52 v. Chr.. Die römischen Besatzungstruppen belagern unter der Führung von Julius Caesar die keltische Festungsstadt Alesia. Als die Vorräte in der Festung knapp werden, entscheidet sich der gallische Heerführer Vercingetorix für eine drastische Maßnahme: Er öffnet die Tore und schickt alle Alten, Frauen und Kinder aus der Stadt. Die Römer weigern sich aber die Flüchtlinge durch die Belagerungslinien in eine sichere Zukunft ziehen zu lassen. Ein menschliches Drama spielt sich ab, welches für viele Menschen tödlich endet…

Ja, das werden Sie kennen… und zwar nicht aus dem Jahr 52 v. Chr., sondern aus dem 2020 - heute! Erschreckend und faszinierend zugleich wie sich Geschichte wiederholt, Geschichten sich wiederholen und die Menschheit anscheinend immer wieder ähnliche Muster zu durchlaufen scheint. Die Hirnforschung hat längst erkannt: Unser Gehirn ist weniger wandlungfreudig, als uns lieb ist. Im Gegenteil, es “belohnt” sogar bekannte Muster… Sind wir somit verdammt dazu, wie Sisyphos, immer wieder die gleiche Dinge zu erleben und erleiden? Ich glaube nicht, wenn wir aus der Geschichte, aber auch aus unseren eigenen Geschichten lernen und endlich beginnen zu fragen, welche Geschichten wir wirklich leben wollen…

Mehr dazu im Rahmen meines neuen Seminars: “Es war einmal… 2020! Einführung in Märchenpädagogik, Storytelling und narratives Arbeiten in der Beratung”. Alle Infos unter: www.viereckschanze.com/shop

2018: Du bestimmst, was das neue Jahr bringt!

Mit Spannung, Hoffnung und Angst blicken die meisten Menschen zum Jahreswechsel auf das, was da kommen mag. Mittels Bleigießen, Jahreshoroskopen und Expertinnen-Prognosen versuchen sie zu ergründen, was die Zukunft für sie bereithält. Dabei ist die Sache mit dem neuen Jahr relativ simpel: Wir bestimmen den Großteil unserer Zukunft selbst (- auch wenn wir das viel zu oft vergessen). Natürlich ist es schwierig die Weltpolitik, das Klima oder den Arbeitsmarkt zu beeinflussen. Aber die meisten Dinge, die unser persönliches Leben wirklich ausmachen, haben wir selbst in der Hand. Welche Beziehungen wir mit anderen eingehen, wie wir unsere Sexualität leben, was wir zu uns nehmen, wo und wie wir arbeiten, ob wir lieben oder hassen, ob wir neue Erfahrungen machen oder im Alltagstrott bleiben, usw. ... das Alles und noch viel mehr liegt in unserer Hand! Nur wir selbst können unser Leben zu dem machen, was wir uns wünschen! Aber Vorsicht: Der Weg zum individuellen Glück ist voller Abschiede und Veränderungen! Zunächst einmal müssen wir uns von dem faulen Wunsch verabschieden, dass schon irgendeine Fügung, höhere Macht oder ein glücklicher Zufall die Probleme in unserem Leben richten wird. Forget it! Ja... wir selbst müssen am Rad des Schicksals drehen, die Welt um uns herum so kreieren, dass es uns darin gut geht. Sicherlich, keine leichte Aufgabe! Aber nur Mut... was könnte magischer und spannender sein, als seine eigene Welt zu erschaffen? Außerdem gibt es da draußen jede Menge Hilfe. In diesem Sinne viel Spaß beim Zusammenbauen des Jahres 2018...

Aschenputtels Mutter - oder warum es nicht jedeR zum Ball schafft...

Letztes Jahr fand der Kasseler Grimm-Forscher Prof. Holger Ehrhardt heraus, von wem die Brüder Grimm ihr Aschenputtel-Motiv ursprünglich bezogen hatten. Die literaturhistorische Entdeckung barg eigentlich eine kleine Überraschung: Elisabeth Schellenberg, die "Mutter" des Märchens von der Küchenmagd, die gemobbt von der eigenen Patchwork-Familie zur Prinzessin avanciert, endete selbst in dem Marburger Armenhospital St. Jost. Hatte die bereits in verarmte Verhältnisse hineingeborene Schellenberg nichts von ihrer Märchenfigur gelernt? Wo war ihr Prinz, ihr sozialer Aufstieg? Warum hatte sie es selbst nie zum Ball ins Schloss geschafft? Ist am Ende die Moral der Geschichte trügerisch? Was, wenn sich keine magischen Tauben zur Hilfe einstellen, keine goldenen Schuhe vorhanden sind und kein Prinz nach einem sucht? Ist es nicht Aschenputtel selbst, die sich von der Abhängigkeit der Stiefmutter in die des Prinzen begibt?

Vielleicht erlaubt uns das Wissen um die finanzielle Misere der Schellenberg auch einen frischen Blick auf ihre Heldin: Anders als in der bereits 1634/36 veröffentlichten italienischen Aschenputtelversion von Giambattista Basile, kommt die grimmsche Märchengestalt schuldlos in eine soziale Notlage. Verwaist und von der Stiefmutter gepeinigt, wendet sie sich höheren Mächten zu. In ihrer festgefahrenen Situation kann nur mehr ein Wunder helfen: erst die Tauben und der Wunderbaum auf dem Grab der verstorbenen Mutter, später auch der Prinz, ermöglichen den Aufstieg aus der Asche. Aber was ist Aschenputtels eigener Anteil? Sie hält durch! Drei Mal geht sie zum Ball. Sie erträgt alle Untergriffe der Stiefmutter - ohne dabei ganz die Hoffnung zu verlieren. Sie ist bereit!

Aschenputtel erzählt nicht nur vom Überwinden der eigenen Probleme, sondern vor allem von der Hoffnung darauf. Vielleicht war dies die eigentliche Botschaft der Schellenberg: Wunder sind zwar unwahrscheinlich, aber wenn sie kommen: BE READY!!! So gesehen wäre Aschenputtel ein Märchen zum Durchhalten und Hoffen. Elisabeth Schellenberg erzählte ihre Version im Alter von 64 Jahren und im vollen Bewusstsein, dass sich ihr Prinz nicht mehr einstellen würde. Trotzdem wählte sie diese Geschichte voller Hoffnung auf Rettung. War dies ihr Geheimnis, um mit dem Elend der Welt fertig zu werden? Ein schöner Gedanke wie ich finde... oder ist er bloß Ausdruck einer Welt, die längst resigniert hat?

Lernen wir vom Aschenputtel und seiner "Mutter" Geduld und Hoffnung oder sollten wir doch lieber die Dinge selbst in die Hand nehmen? Die Einladung zum Ball kommt vielleicht nicht für alle von uns. Und wenn unsere große Chance doch kommen sollte - rein in den goldenen Schuh und ab ins Schloss... aber wenn nicht, holen wir doch die Brecheisen raus und verschaffen uns Eintritt, auch ohne goldene Schuhe!!!

 

In diesem Sinne: eine rauschende Ballsaison 2017!

Samhain, Halloween oder Allerheiligen - Grüße aus der Anderswelt!

Vielleicht feierten die Kelten ihr Neujahrsfest in der Nacht zum ersten November. Das würde auch Sinn machen, glaubten sie doch fest daran, dass in dieser Nacht die Türen zum Jenseits durchlässig sind, und was ist schöner, als den Beginn des Jahres mit seinen Lieben zu feiern - den Lebenden und den Toten? Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, kennt den Wunsch, dieser Person noch einmal nahe sein zu können... und trotzdem verwehren wir uns mit unserer aufgeklärten, modernen Weltsicht diese tröstliche Option. Laden wir sie doch heuer wieder ein, die Toten, die Ahnen und Ahninnen!!! Feiern wir wieder mit ihnen und erlauben wir uns doch endlich wieder ein wenig magisches Denken! In diesem Sinne: Happy Halloween!

Lughnasadh und die Schnitterin... Es gibt jede Menge loszulassen!

Lange Zeit war mir nicht bewusst, warum es in diesen Tagen um den 1. August herum wirklich geht: sicherlich, es ist Hochsommer, die Erntezeit beginnt, jetzt werden wir mit dem belohnt, was wir gesät haben.

Doch dann - vor zwölf Jahren - begegnete ich ihr: der Schnitterin! Damals starb meine Mutter. Mitten im Sommer, kurz vor Sonnenaufgang holte sie die freundliche Tödin... ein Bild so anders als der Sensenmann - und doch ähnlich in seiner Bedeutung: Mit der Sichel oder einer Sense schneidet die Schnitterin, die Göttin der ersten Ernte, die Verbindung des Lebens zur Erde ab. Sie tut dies aber keinesfalls in boshafter Absicht. Nein, sie erntet, was geerntet werden muss, und stellt so das Überleben der Menschen im Herbst und Winter sicher. Ich verstand damals plötzlich, was "Ernte" eigentlich bedeutet: es geht nicht nur um den Ertrag, es geht auch darum etwas loszulassen, durchzuschneiden und abzutöten. Eine ambivalente Zeit des Erhaltens und des Verlierens. Der Sonnengott Lugh muss sterben, damit sich der Kreislauf von Werden und Vergehen weiterdreht.

Ich nutze also auch heuer wieder die Gelegenheit mir an Lughnasadh die Frage zu stellen: "Was muss ich gehen lassen, um mich weiterzuentwickeln?" Keine leichte Aufgabe diese innere Reinigung... aber da es sich um ein Fest handelt, tue ich das auf möglichst angenehme Weise: mit FreundInnen, bei gutem Essen, in der Natur, mit einem schönen Ritual... Heuer werde ich versuchen, ein paar unnötige Ängste gehen zu lassen, denn von denen gibt es in der Welt um uns herum momentan eindeutig zu viele!

Difference is divine...

Der Frühling kehrt (langsam) zurück und trotz schlechter Meldungen in den Medien und Ängsten in der Bevölkerung kommt die Zeit wieder, in der uns Mutter Natur selbst aufzeigt, dass es die Vielfalt ist, die das Überleben aller Spezies sichert. Noch einige Wochen und der Frühling beweist wieder in bunten Farben, dass es gut und wichtig ist, anders zu sein: Jede Blüte versucht aufzufallen, um den Fortbestand zu sichern. Jahrtausende lang haben Menschen das gefeiert: Passah, Beltane, Ostern, Nouruz... Jede Zivilisation erkannte die Macht der Vielfalt der Natur und die Rückkehr des Lebens nach einem langen Winter an.

Dieses Feiern steht im krassen Gegensatz zu den momentanen Ängsten in den westlichen Bevölkerungen vor Überfremdung und der Intoleranz in nicht säkularen Gesellschaften der großen monotheistischen Religionen. Gibt es einen Sinn in der Verschiedenheit? Oder muss die Uniformität siegen? Diesen und ähnlichen Fragen spürt unsere kommende Fortbildung "Good bye, Interkulturelle Kompetenz? Neue Konzepte für Soziale Arbeit und Pädagogik in der Einwanderungsgesellschaft" nach, zu der ich Sie herzlich einladen möchte.

 

In diesem Sinne: Difference ist divine!

 

Ihr Michael Lippka

Die entzauberte Welt... oder warum uns das nun alles auf den Kopf fällt!

Freilich, niemand von uns möchte sein Kind bei einer Bronchitis noch zur Kräuterfrau, anstatt zum Arzt, bringen. Kein Mensch möchte die Inquisition vor der Tür stehen haben, weil man einen Scherz über die Kirche gemacht hat.  Niemand möchte mehr seinen Lieblingshund für eine gute Ernte oder schönes Wetter einer launischen Gottheit opfern. Kopfschüttelnd kommentieren wir fundamentalistische, christliche oder islamische Gruppe, lachen über Menschen, die ihr Glück in den Sternen suchen oder an ein Leben nach dem Tod glauben. Nein, angesichts dieser Naivität freut sich der westliche Wohlstandsmensch an seiner schönen, neuen, wissenschaftlichen Welt. Keine Flecken mehr auf der Landkarte, alle Schätze geborgen, alle Rätsel gelöst... eigentlich sind wir schon da! Angekommen! Am Ziel...

Was aber, wenn wir die Naiven wären? Nichts wandelt sich so schnell wie die Wissenschaft und die Wirtschaft. Wir, die Krone der menschlichen Entwicklung? Ich glaube nicht. Ergebnisse aus Quantenphysik und Hirnforschung, die aktuelle Weltsituation und die sozialen Spannungen in den westlichen Gesellschaften lassen Böses ahnen. Eine Gesellschaft, die sich in dem Glauben wiegt, die Welt zu verstehen, lenken zu können... und dabei selbst gelenkt wird, von unsichtbaren Kräften, die wesentlich schlechter einzuschätzen sind, als ein Gott oder eine Göttin, eine Religion oder eine philosophische Richtung: Wer sammelt die Meldungen für die großen Nachrichtenagenturen? Wer zählt die Asylwerber nach, die nach Europa kommen? Oder kontrolliert die Lebensmittelindustrie? Wer sagt, dass eine Chemotherapie für alle Krebskranken die richtige Behandlung ist? Warum glauben wir, dass aus unseren Kindern nur etwas werden kann, wenn sie brav tun, was die Volksschullehrerin ihnen anschafft? Wer garantiert uns, dass die Banken auf unser Geld aufpassen, und nicht einfach damit spekulieren? Und, haben Sie schon einmal ein Vitamin in Ihrem Salat gesehen? Nein? Ich auch nicht... WIR sind eine Gesellschaft von Naiven, WIR glauben den Zeitungsmeldungen, WIR vergiften unser Essen, um dann zu kritischen Bioladenkunden und Veganerinnen zu werden, WIR machen unsere Kinder zu dick, um sie dann auf „Diätferien“ zu schicken... und alles im Dienste der Wissenschaft?! So aufgeklärt wie wir meinen, sind wir nicht. Wir sind nur leichter lenkbar geworden... wir haben uns von magischen Weltbildern und religiösen Werten befreit. Und wofür? Nur um nun jeder Brigittediät, jedem Facebooktrend und jeder politischen Propaganda auf den Leim zu gehen. Achtung! Achtung! Bitte schalten Sie Ihr Gehirn und Ihr Herz aus, denn jetzt kommen die Nachrichten im Fernsehen... die würden uns doch nie anlügen?

Warum eigentlich nicht? Und wer sind „die“?

Ich bin der Meinung, dass alles viel einfacher ist: Menschen ohne Werte und ohne Glauben an eine metaphysische Wirklichkeit sind leicht zu lenken: wer "mediale Informationen" für die Wirklichkeit hält, macht sich abhängig, darf nicht mehr auf seinen Verstand, sein Gefühl hören. Um up-to-date zu sein, muss dieser Mensch sein Leben nach den Informationen ausrichten, die man ihm zukommen lässt. Ängstlich schaut er auf seine „richtige“ Ernährung, sein „richtiges“ Aussehen und sein „richtiges“ Leben. Ängstlich beugt er sich dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diktat. Von Freiheit keine Spur mehr!

Dabei hat sich seit Jahrhunderten kaum etwas geändert: die Hexen, die Juden, die Ketzer, die Ungläubigen, und nun die Asylwerber... auch wenn wir uns für aufgeklärt halten, sehr weit haben wir uns nicht von unseren Vorfahren entfernt.

Vielleicht sollten wir uns wieder auf unsere eigene Fähigkeit zu denken und zu fühlen verlassen... und endlich akzeptieren, was schon Einstein wusste: da draußen sind unendliche viele Wirklichkeiten und Wahrheiten! Hören wir wieder mehr auf unsere Intuition und unser Gewissen... dann finden wir vielleicht zu der Wirklichkeit, die zu uns passt! Hören wir endlich auf, alles wissen zu müssen... fangen wir wieder an zu glauben und zu hoffen! Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin ein Freund der Wissenschaft! Aber die Wissenschaft ist - wie alle Dinge in der Welt, die von Menschen gemacht sind - fehlerhaft, vorläufig, relativ und vor allem: neutral! Die Chemie kann für die Medizin oder für Giftgasbomben eingesetzt werden. Ohne Ideale, ohne eine gute Vision, einen Glauben daran, dass wir es besser machen können, ist unsere, schöne, neue Welt wertlos. Glaube (,an wen oder was auch immer), Hoffnung und Liebe mögen kitschig klingen, sind aber sicherlich ein besseres "Kochrezept" für ein lebenswertes Leben, als Gewinnoptimierung und Altersvorsorge. In diesem Sinne: es bleibt spannend!

 

Ihr Michael Lippka

Eine Esche, weiß ich, heißt Yggdrasil... oder die fröhliche Apokalypse

Das Bild der Weltenesche Yggdrasil stammt aus einer der großen apokalyptischen Erzählungen der Weltgeschichte - der Edda. In der "Völuspa", der Weissagung der Seherin, sagt selbe dem neugierigen Gott Odin das Weltende voraus. Der Weltenbaum Yggdrasil wankte schon bei den alten Wikingern. Aber auch in der jüdisch-christlichen Bibel wird die Apokalypse in bunten Farben geschildert. Die Etrusker rechneten fest mit dem Untergang ihrer Kultur, und auch der Kalender der Maya endete - abseits aller Verschwörungstheorien - zwar nicht mit dem großen Knall, aber doch zu einem Zeitpunkt, an dem seine Entwickler/inn/en längst nur mehr Staub und Asche waren. Reiche fallen... nehmen wir doch nur die heimische Vergangenheit: Die mysteriöse Donaukultur, die keltischen Noriker, die Römer, Awaren, Hunnen, Bajuwaren... bis zu den Habsburger und ihrem Reich der vielen Völker. Nur mehr Erinnerungen in der Erde und in den Museen. Vielleicht wussten aber unsere Vorgänger/inn/en um die simple Wahrheit, dass Kulturen, wie alles andere auch, dem Wandel der Zeit unterworfen sind. Sie entstehen, blühen und verschwinden wieder. Sie hinterlassen mehr oder weniger Spuren in der Geschichte der Menschheit, aber sie haben immer nur "ihre" Zeit. Ist diese aus dem einen oder anderen Grund abgelaufen, verfallen sie wieder. Dies mag bedauerlich sein, ist aber kein wirklicher Beinbruch. Es handelt sich wohl eher um eine Art fröhliche Apokalypse: Viele Kulturen bringen kurz vor ihrem Sterben noch einmal die schönsten Blüten hervor - man denke nur an das Wien des Fin de Siécle. Eine überholte Monarchie mit veralteten, feudalen Strukturen brachte kluge Köpfe wie Freud oder Klimt hervor. Auch heutzutage sehen wir wieder ähnliche Zeichen - sofern wir hinschauen möchten. Fremdenfeindlichkeit, Wirtschaftskrisen, Grexit... und daneben entsteht Kunst, Kultur und Technik vom Feinsten. Ja, die Welt, wie wir sie kennen, endet. Aber keine Sorge, es geht weiter. Wahrscheinlich sogar besser als zuvor. Und es gibt eine weitere gute Nachricht: Geschichten überdauern Kulturen. Aschenputtel findet sich bereits im alten Ägypten und der kleine Moses wurde unter diversen Namen auch in vielen anderen Kulturen ausgesetzt. Die Motive verbinden uns mit der Vergangenheit und erzählen auch von der Zukunft - wie sie sein könnte oder sollte... In der Edda ist die Götterdämmerung zugleich Beginn einer neuen Ära. Die Weltenesche Yggdrasil mag wanken und gewaltig im Geäst knarren - umfallen muss sie deshalb noch lange nicht. In diesem Sinne: Auf eine fröhliche Apokalypse! Und einen feinen Sommer.... www.viereckschanze.com

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"An ihren Taten könnt ihr sie erkennen..." oder neue Werte braucht das Land.

Nein, unsere Politiker/inn/en sind nicht alle dumm oder blind. Sie fühlen, dass etwas nicht mehr stimmt. Von Neos bis Strache, von grün bis schwarz-rot: Solidarität geht verloren, Wohlstandsverwahrlosung und wohin man schaut ungezügelter Kapitalismus. Und sie reagieren: mit teuren Medienkampagnen, gepimpten Facebookpages und endlosen Werbeauftritten. Das haben sie sich von der Wirtschaft abgeschaut. Aber sie irren sich: während die Wirtschaft auf dem gewinnbringenden Verkauf von Gütern basiert, beruht die Stabilität einer Gesellschaft auf ihren Werten. Die Politik aber verliert diese zunehmend aus den Augen: Flüchtlinge müssen in einer der reichsten Regionen der Welt in Zelten hausen, Religionen werden für Propagandazwecke benutzt, Whistleblower bestraft und die Wissenschaft der Wirtschaft untergeordnet. Aber nicht nur die heimische Politik zerstört den Kern unseres Zusammenlebens: wir alle helfen mit. Wir sind es, die Endlos-Datings-App mit Liebe verwechseln, die Tonnen von Lebensmitteln wegschmeißen und gleichzeitig weiterhin in Lebensmitteldiscountern einkaufen, "weil ja alles so teuer geworden ist". Wir sind es, die zulassen, dass Schwule und Lesben nicht die gleichen Rechte haben, wie alle anderen auch. Wir gehen nicht mehr zu Demonstrationen für faire Bezahlung. Wir sind es, die Reality-Soaps dem Bildungsfernsehen vorziehen. Wir stecken unsere Kinder in überlange Hortbetreuungen und unsere Alten in Heime, damit wir mehr Zeit in unseren Burnout-Jobs verbringen können. Und wozu das Ganze?

Nein, der Wohlstand steigt, trotz Smartphones und Online-Banking, nicht. Konnten sich unsere Eltern oder zumindest Großeltern erlauben, mit einer erwerbstätigen Person im Haushalt ein kleines Haus zusammen zu sparen und eine Familie durchzubringen, reichen heutzutage teilweise zwei fixe Einkommen nicht mehr aus, um eine ordinäre Eigentumswohnung zu kaufen.

Aber was ist zu tun? Wie retten wir "unser römisches Imperium" vor dem Untergang? Vielleicht ist es für unser wirtschaftliches System ohnehin an der Zeit, sich komplett zu wandeln. Vielleicht ist das, was wir als Wirtschaftskrise ansehen, ein Weg zurück zu einer weniger globalisierten, weniger ausbeutenden Ökonomie. Und die Gesellschaft? An unseren Taten muss man uns erkennen: Wenn wir wollen, dass Solidarität, Sicherheit und Nächstenliebe, Umweltschutz und Freiheit, Grundlagen unseres Zusammenlebens werden, müssen wir beginnen, diese Werte auf die Handlungsebene zu bringen. Wir müssen beginnen unser direktes Umfeld - unsere Kinder, unsere Freund/inn/e/n und Familien - mit diesen Werten zu "impfen". Wir sind dafür perfekt ausgestattet: der Mensch ist in der Lage zu kommunizieren! Erzählen wir von der Heiligkeit der Wälder, wenn wir die Umwelt schützen wollen! Singen wir von der Liebe, wenn wir beziehungsfähige Kinder großziehen wollen! Schreiben wir Bücher über Abenteuer, wenn wir freiheitsliebende Mitbürger/inn/en in unserer Nachbarschaft möchten!

"Die Viereckschanze - Kommunikation und Kultur" geht noch einen Schritt weiter: In Events, Workshops und Seminaren werden nicht nur Kultur und Wissen vermittelt. Alle unsere Veranstaltungen "erzählen" von persönlichen Werten, von dem, was uns als Menschen im Wechselbad der Zeiten bewegt und ausmacht. Alle Veranstaltungen haben den tiefen Sinn, mit uns selbst, unseren Mitmenschen und den Herausforderungen unserer Zeit zu kommunizieren.

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Die Viereckschanze - eine alte, neue Idee?

In grauer Vorzeit gab es sie über ganz Mitteleuropa verteilt - die Viereckschanzen. Was wir von ihnen heute noch finden, gibt Rätsel auf: quadratische oder rechteckige Einfriedungen mit Wall und Graben. Aber was schützten ihre Erbauer, die eisenzeitlichen Kelten, damit? Frühere Archäologen tendierten zu heiligen Hainen und ummauerten Heiligtümern. Mittlerweile hat man viele Siedlungsreste in den Schanzen gefunden, so dass einige Forscher der Ansicht sind, dass es sich um reiche Gutshöfe handeln muss. Neuere Theorien verbinden beide Annahmen und legen nahe, dass die alten Kelten sowohl ihre Höfe, als auch besonders heilige Plätze mit rechteckigen Umfriedungen schützten. Vielleicht waren sie sogar Siedlungsplatz und Tempel in einem. Denkt man daran, dass die moderne Trennung von Profanem und Spirituellem unseren Ahnen völlig fremd war, erscheint diese Möglichkeit sogar äußerst plausibel: Ein Ort an dem Arbeit und Freiheit, Alltag und Spiritualität, Natur und Zivilisation sich begegnen und befruchten. An dem Lehren, Lernen und Leben aufeinander treffen - ein Ort der Integration.

„Die Viereckschanze- Kommunikation und Kultur e.U.“ versteht sich als Wegbereiter einer neuen-alten Tradititon, die im Zeitalter von Whatsapp, Facebook und anderen sozialen Medien aktueller denn je ist. Wer heute nicht effektiv kommuniziert hat es schwer im Leben. „Die Viereckschanze - Kommunikation und Kultur e.U.“ holt jede/n dort ab, wo er/sie steht, und bietet maßgeschneiderte Lösungen für alle Arten von Herausforderungen im Bereich der Kommunikation.